Unsere Leitlinien für verantwortungsvolle Aufarbeitung & Begleitung von Krisen, Vorfällen und Vorwürfen
1. Verantwortung übernehmen statt reinwaschen
Wir sind nicht da, um Vorwürfe kleinzureden oder Menschen aus der Verantwortung zu nehmen. Unsere Arbeit hilft dabei, ehrlich hinzuschauen, Strukturen zu hinterfragen und echte Veränderungen anzustoßen.
2. Betroffenenzentrierter Fokus
Wer von Diskriminierung oder Gewalt betroffen ist, braucht Gehör und Schutz. Wir achten darauf, dass betroffene Personen nicht retraumatisiert oder instrumentalisiert werden. Falls gewünscht, helfen wir als Vermittler*innen, um einen respektvollen Austausch zu ermöglichen – immer zu den Konditionen der betroffenen Personen.
3. Kein Feigenblatt der PR-Abteilung, sondern echte Veränderung
Wir machen keine Imagepflege. Uns geht es um langfristige Veränderungen – in Machtverhältnissen, Arbeitskulturen oder Fan-Beziehungen. Aufarbeitung darf nicht nur auf dem Papier stattfinden, sondern muss in der Praxis spürbar sein.
4. Echte Aufarbeitung ist ohne Konsequenzen nicht möglich
Verantwortung zu übernehmen heißt, Konsequenzen anzuerkennen. Wir begleiten Menschen und Organisationen dabei, sinnvolle und glaubwürdige Schritte zu gehen – von transparenten Stellungnahmen bis hin zu strukturellen Veränderungen.
5. Wir arbeiten transparent und nachvollziehbar
Wir machen unsere Arbeitsweise und Entscheidungsprozesse so offen wie möglich. Wo es geht, dokumentieren wir unsere Prozesse und lassen unsere Arbeit überprüfen. Unsere Glaubwürdigkeit lebt von Offenheit.
6. Vertrauen und Verschwiegenheit sind essenziell
Wir gehen sensibel mit vertraulichen Informationen um. Niemand soll durch unsere Arbeit bloßgestellt oder beschädigt werden. Vertrauen ist die Basis für jede gelungene Aufarbeitung – und wir nehmen dieses Vertrauen sehr ernst.
Informationen, die wir von einer Seite erhalten, geben wir nur mit ausdrücklicher Zustimmung weiter – nie stillschweigend oder implizit. Wir halten uns an geltende Datenschutzgesetze (z. B. DSGVO) und dokumentieren Zustimmung nachvollziehbar.
7. Wir hinterfragen uns selbst
Auch wir sind nicht fehlerfrei. Deshalb reflektieren wir unsere eigene Arbeit regelmäßig, holen Feedback ein und lassen uns von Fachstellen kritisch begleiten. Veränderung beginnt mit ehrlicher Selbstreflexion.
8. Win-Win: Wir schaffen Bewusstsein
Unsere Arbeit nützt allen Beteiligten:
- Menschen, die (oft unbewusst) Grenzen überschritten haben, helfen wir, ihre internalisierten Strukturen zu erkennen und ihr Verhalten zu ändern.
- Organisationen, deren Strukturen Diskriminierungen und Grenzüberschreitungen fördern, helfen wir dabei, diese zu erkennen und einen Prozess für kulturellen Wandel zu beginnen.
- Betroffene Personen unterstützen wir dabei, gehört und ernst genommen zu werden.
Verantwortungsübernahme und Veränderung machen Räume sicherer und fairer für alle.
9. Wir arbeiten nur mit ehrlicher Veränderungsbereitschaft
Wer sich nur beraten lassen will, um ein Problem auszusitzen oder sich nach außen gut darzustellen, ist bei uns an der falschen Adresse. Wir setzen voraus, dass Menschen und Organisationen wirklich etwas verändern wollen – sonst macht unsere Arbeit keinen Sinn.
10. Wenn unsere Arbeit missbraucht wird, steigen wir aus
Falls wir merken, dass unsere Beratung für Vertuschung, Image-Politur oder Manipulation genutzt wird, beenden wir die Beratung. Wir sind nicht bereit, Aufarbeitung vorzutäuschen, wo keine echte Auseinandersetzung stattfindet.
11. Begleitung braucht mehr als eine Perspektive
Unsere Arbeit ersetzt keine therapeutische, psychologische oder rechtliche Unterstützung oder Beratung für betroffene Personen. Wir können Prozesse begleiten und Strukturen verändern, aber für individuelle Beratung in diesen Bereichen verweisen wir an spezialisierte Fachstellen.
12. Klarer Umgang mit Interessenskonflikten
In manchen Prozessen begleiten wir sowohl betroffene Personen als auch ausübende Personen oder Organisationen. Das kann zu Spannungen führen – und genau deshalb arbeiten wir mit größtmöglicher Transparenz:
Wir benennen mögliche Interessenskonflikte offen und klar, und begleiten solche Konstellationen nur, wenn alle Beteiligten darüber informiert sind und ausdrücklich zustimmen. Unsere Parteilichkeit für Betroffene und unsere Unabhängigkeit bleiben davon unberührt.
13. Integrität vor Auftrag
Auch wenn unsere Arbeit in der Regel von Organisationen oder ausübenden Personen finanziert wird, bleibt unsere Haltung klar: Wir arbeiten parteiisch auf der Seite der betroffenen Personen – unabhängig, kritisch und nicht käuflich.
Unsere Arbeit beginnt dort, wo echte Auseinandersetzung möglich ist – nicht dort, wo bloß Kontrolle über den Prozess gesucht wird.